Historie

1993

Projekt MANUFAKTURELLE SCHMUCKGESTALTUNG startet mit der Suche nach Expert*innen in der Schmuckstadt Pforzheim

Berlin. Seit seiner Gründung hatte das Deutsche Technikmuseum zum Ziel, Technik in Verbindung zum Menschen zu präsentieren. Gezeigt wurde und wird bis heute, wie Menschen Technik nutzen, wie die Technik unser Leben verändert und welches Wissen und Können notwendig sind, um neue Technik zu entwickeln oder bestehende technische Geräte zu benutzen. 

Unter diesem Leitbild entwickelte Gabriele Wohlauf als Sammlungsleiterin des Bereichs Haushalts- und Produktionstechnik ab 1993 die Ausstellung zur manufakturellen Schmuckproduktion, die 1996 im heutigen Foyer des Museums eröffent wurde.

Erfahrungswissen bewahren und dokumentieren

Die manufakturelle Schmuckproduktion ist das Bindeglied zwischen traditionellem Handwerk, das sich durch die Herstellung von Unikaten auszeichnet, und moderner Produktion mit zum Teil computergesteurten Maschinen. Deshalb begann Gabriele Wohlauf, eine entsprechende Sammlung und Ausstellung im Deutschen Technikmuseum aufzubauen. Typisch für diese Form der Produktion war die arbeitsteilige Fertigungsweise von Schmuckserien, die ein hohes Maß an Spezialisierung der dort Beschäftigten mit sich brachte. Allein in Pforzheim, einst das Zentrum der manufakturellen Schmuckproduktion in Deutschland, gab es mehr als 80 Spezialberufe in der Schmuckindustrie.

Zum Ende des 20. Jahrhunderts begann jedoch das Sterben vieler Pforzheimer Schmuckmanufakturen. Zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland sowie die Etablierung neuer Schmuckfertigungstechniken waren Gründe dafür, dass die manufakturelle Schmuckfertigung und die dafür benötigten Maschinen langsam aus den Werkstätten verschwanden. Ziel von Wohlauf und dem Deutschen Technikmuseum war es daher von Anfang an, nicht nur die Maschinen zu sammeln, zu bewahren und auszustellen, sondern auch das für ihre Nutzung notwendige enorme, vielfach geheim gehaltene Erfahrungswissen lebendig zu halten und zu sichern.

Daraus resultierte der Anspruch, alle Sammlungsstücke in der Ausstellung zur manufakturellen Schmuckproduktion in voll funktionfähigem Zustand zu präsentieren. Während täglicher Vorführungen konnten die Besucher*innen hautnah erleben, wie Schmuck seit dem 19. Jahrhundert arbeitsteilig und in Serie gefertigt wurde.

Suche nach Expert*innen in Pforzheim 

Zu diesem Zweck nahm Wohlauf 1993 Kontakt zu dem Guillocheur Walter Zaiß in Pforzheim auf, den sie schon im Rahmen ihrer vorherigen Tätigkeit kennengelernt hatte. 1994 kamen der Presser Walter Gräßle und der Feingießer Peter Stantscheff dazu. Diese Experten halfen beim Aufbau der Ausstellung und stellten ihre Wissen und Können dem Museum zur Verfügung. Sie wiesen auch den damaligen Vorführer Manfred Schweiß in die Geheimnisse der Schmuckfertigung ein und befähigten ihn, die historischen Maschinen zu pflegen, zu warten und regelmäßig vorzuführen. Damit hätte die Geschichte zu Ende sein können, aber Wohlauf ging weiter.