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STIPENDIUM IM MUSEUM

Schmiede des Manufakturelle Schmuckgestaltung e. V.

Stipendiat*innen bloggen über ihre Projekte

Für Absolvent*innen des Studiengangs Schmuck der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim vergibt die Pforzheimer Firma C. Hafner seit 2011 regelmäßig ein Stipendium. Die Gewinner*innen arbeiten drei bis sechs Monate lang in der historischen Goldschmiede des Deutschen Technikmuseums in Berlin, um mit den manufakturellen Techniken zeitgenössischen Schmuck in Kleinserien oder Unikate herzustellen. ​

Es geht hierbei um die Vermittlung, Bewahrung und Tradierung der alten Verfahrenstechniken durch junge Schmuckschaffende. Auf diesem Blog werden die Erfahrungen und Ergebnisse der Stipendiat*innen zusammengetragen. 

Schmiede des Manufakturelle Schmuckgestaltung e. V.

Manuela Homm

REPRODUKTION DER FORM ODER FOLGEFASZINATION

Stipendiatin 2022/2023

2009-2014 Studium Schmuck und Objekte der Alltagskultur, Fakultät für Gestaltung, Pforzheim +++ 2012 Praxissemster Glaswerkstatt Dröfn Gumundsdottir; Ofengeformtes Glas und Fusing; Galerie Kolpulfsstadir, Reykjavik Island +++ 2014-2016 Master Glas- und Porzellandesign, Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design, Halle +++ 2016-2019 Studium freie Kunst Plastik, Fachbereich Keramik, Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design, Halle +++ Seit 2019 Selbstständige Künstlerin

Die Künstlerin und Designerin Manuela Homm arbeitete im Rahmen eines Stipendiums in der Schmuckwerkstatt des Deutschen Technikmuseums. Sie experimentierte mit unterschiedlichen Möglichkeiten, Wachsformen herzustellen, um sie danach in Bronze oder Aluminium zu gießen. Sie beschäftigte sich mit der Reproduktion der Formen und der Folge, glasartiges Material in ihre Arbeiten hinzuzufügen.

 

 

20.06.2023

   

Nun habe ich die Ehre, meine Zeit im Museum in diesen Block zu präsentieren. Es war eine wundervolle Zeit und ich habe es sehr genossen, einige Monate in Berlin zu sein und in der Schmuckproduktion frei zu arbeiten und zu experimentieren.

Danke!! Vor allem an die Firma Hafner, die mir das Stipendium möglich gemacht hat, an das Deutsche Technikmuseum, an Andrea für ihre tolle Expertise und Miriam für Ihre Beratung, Denis für seine Hilfe beim 3-D Druck und natürlich an Luisa.

Während des Stipendiums habe ich viel Bronze in Sand gegossen, aber auch mit Wachs, Aluminium, Email und Glas gearbeitet. Besonders angenehm fand ich es, frei und ungebunden zu arbeiten, das hatte ich seit meinen Kunstdiplom vor ein paar Jahren nicht mehr so intensiv. Es hat mir gefallen, wieder mehr mit Metall und Guss zu arbeiten und Glas mit Metall zu verbinden.

Meine Inspiration war es, eine Gefäß-Reihe zu gestalten, die beginnend mit einer Grundform und deren Reproduktion in Ihrer Folge zu wachsen und sich zu transformieren beginnt. Dabei wurden die Gefäße durch verschiedene Übersetzungen und Schritte in ihren Erscheinungsformen immer wieder neu reproduziert, transformiert, verändert in ihrer Form und mit jedem weiteren Schritt verschoben, verzerrt oder voluminöser.

 


 

FORM/WACHS

Wie finde ich eine passende Form? Und wie können sich die Formen verwandeln?

Durch experimentelles Gießen und Formen mit verschiedenem Wachs und etlichen heißen oder kalten Verformungen und Versuchen, ob mit roten gewachsten Käseverpackungen oder bestimmten Kerzenwachsmischungen, bin ich auf unterschiedliche Strukturen und auf eine natürliche Formensprache durch den Gießprozess gestoßen.

Die Ergebnisse stellen für mich ein inspirierendes Potpourri von Formmöglichkeiten aus Wachs dar, aus dem ich immer wieder schöpfen kann.


 

TRANSPARENZ/EMAIL

   

Inwieweit kann ich mit der Transparenz, dem Durchlassen des Lichtes spielen und damit Atmosphäre erzeugen?

Da mich Transparenz und Lichtdurchlässigkeit interessieren, reizt mich auch der Werkstoff und die Technik des Emails. Hier entdeckte ich die Möglichkeiten des Fenster-Emails und testete die Grenzen mit Bronze. Mich interessiert die Stärke und Unterschiedlichkeit der Lichtdurchlässigkeit und die Atmosphäre, die durch den Lichteinfall entsteht. Hier spielt die Zusammensetzung von Material, Farbe und Struktur eine große Rolle.

   


 

EXPERIMENT/GIESSEN

Wie kann ich einfach in Sand hohlgießen?
Was verändert sich beim mehrmaligen Gießen hintereinander in die gleich Form?
Und wie kann ich den Gießkern herstellen und er wiederum die Form und Struktur beeinflussen?
Inwieweit verändert der Sand die Oberfläche?

Durch meine Teilnahme am Gießworkshop mit Matthias Lehr im Museum bekam ich viel Input und Knowhow, wie ich eine verlorene Form herstellen und in Sandguss arbeiten kann. An diesen Erfahrungen setzte ich im Sandguss an und goss Bronze in Sand. Hier testete ich Grenzen aus und suchte nach unterschiedlichen Möglichkeiten, Formen zu reproduzieren und Strukturen zu beeinflussen. Interessant fand ich bei den Ergebnissen, was mit der Oberfläche und der Farbe des Metalls dadurch passierte, und wie die Bronze auf unterschiedliche Begebenheiten reagiert. Ich spielte mit wiederholenden Hohlformen, die sich in ihrer Folge immer mehr transformieren, dies gelang mit den Einsatz von verschiedenen Gießkernen.

Auch experimentierte ich im Formen-Gießen in Aluminium und Zinn. Hier testete ich auch Verbindungsmöglichkeiten zwischen Bronze mit Zinn und Aluminium. Ein spannendes Fel, an dem ich gerne wieder anknüpfen will.


 

SILBER/RINGE

Wie kann ich möglichst einfache und schlichte Ringe gießen?

Da ich seit Jahren mehr Objekte als Schmuck herstelle, nutze ich die Möglichkeit im Museum, mal wieder Schmuck zu machen. Es entstanden durch verschiedene Formen aus Sandguss und der verlorenen Form ein paar Ringe.


 

GLAS/BRONZE

   

Kann ich in die Bronzehohlformen Glas schmelzen? Was passiert im Schmelzprozess mit den einzelnen Materialien?

Verbindungsmöglichkeiten von verschieden Materialien faszinieren und beschäftigen mich in meiner künstlerischen Arbeit, daher testete ich die Möglichkeit der Verbindung von Glas und Bronze im Ofen, was mir mit der richtigen Brennkurve gelang.

Mein Ziel war es, eine Reihe der Bronzehohlformen durch den Schmelzprozess in ein Lichtobjekt und als Trägermaterial für Glas zu transformieren. Diese Technik beinhaltet noch viel Potenzial, hier setze ich an und möchte die Möglichkeiten vorantreiben.


 

DIGITALE REPRODUKTION/3D SCAN

   

Wie kann ich meine eigene digitale Ausdrucksweise finden? Was funktioniert hier wie?

In der Form bin ich von Analog zu Digital gegangen und möchte in Zukunft wieder zu Analog gehen; um mit diesen Prozess eine Wechselwirkung zwischen den klassischen manufakturellen Techniken und den modernen additiven Fertigungsmethoden zu ermöglichen.

Länger überlegte ich, wie ich den digitalen Kontext in meine Arbeitsweise integrieren kann. Die erstmalige Überforderung mit der Thematik überwand ich mit der greifbaren Möglichkeit des 3D-Scans. Spannend fand ich hier die Reproduktion einer analoge Bronzehohlform in eine digitale „Kopie“, die trotz gleicher Grundform ein anders Objekt wird; mit gleichzeitig digitaler und analoger Grundstruktur.

Um die Verbindung zwischen digitaler und analoger Struktur und Oberfläche zu verdeutlichen, druckte ich eine doppelte Größe der Bronzehohlform mit dem 3D-Drucker.

Motivation ist hier, diese Form wiederum groß in Bronze zu giessen und diese Form als Ausgangsobjekt für neue Arbeiten zu nehmen. Beide Gestaltungsrichtungen bauen somit aufeinander auf und bilden hierbei eine digitale und analoge Inspiration und Weiterführung.


 

AUSBLICK/LICHTOBJEKTE

Wie kann ich die entstandenen Reihen der Lichtobjekte/Bronzehohlformen in ein gemeinsames Gefüge bekommen? Welche Synergien entstehen dabei?

Obwohl sich das äußere Erscheinungsbild der Form bei jedem Schritt verändert, besteht der Grundkern der einzelnen Stücke stets aus derselben Grundform und wäre ohne diese nicht zu dem geworden, wie es zuletzt in Erscheinung tritt. Die ursprüngliche Inspiration ist in den daraus folgenden Formen innerlich gespeichert und hinterlässt Spuren.

Gerade bin ich dabei, aus einigen Serien der Bronzehohlformen mit Glas weiterzuarbeiten und Lichtobjekte zu bauen. Mit den Einsatz von Beton oder Holz und Licht möchte ich die Serien miteinander verbinden und in eine beleuchtete Einheit verwandeln.

 

Danke. BERLIN *

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