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STIPENDIUM IM MUSEUM

Schmiede des Manufakturelle Schmuckgestaltung e. V.

Stipendiat*innen bloggen über ihre Projekte

Für Absolvent*innen des Studiengangs Schmuck der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim vergibt die Pforzheimer Firma C. Hafner seit 2011 regelmäßig ein Stipendium. Die Gewinner*innen arbeiten drei bis sechs Monate lang in der historischen Goldschmiede des Deutschen Technikmuseums in Berlin, um mit den manufakturellen Techniken zeitgenössischen Schmuck in Kleinserien oder Unikate herzustellen. ​

Es geht hierbei um die Vermittlung, Bewahrung und Tradierung der alten Verfahrenstechniken durch junge Schmuckschaffende. Auf diesem Blog werden die Erfahrungen und Ergebnisse der Stipendiat*innen zusammengetragen. 

Rahel Pfrommer

BETWEEN HIGH TECH AND HIGH TOUCH - BENDING AND BLENDING REALITIES

Stipendiatin Juni-September 2022

 

 

Meine Zeit als Stipendiatin am Technischen Museum stand unter dem Titel: Between high tech and high touch - Bending and Blending Realities. Unter diesem Themenübergriff wollte ich mich mit den Techniken des Guillochierens, Prägens und ergänzenden, auf Computer basierenden Techniken auseinandersetzen.

Um mit der Werkstatt und den Techniken warm zu werden, habe ich mich zuerst in eine Testphase begeben, dabei sind unter anderem die unten gezeigten Tests entstanden:

Bei den gepressten Experimenten mit den Metallgeweben stechen für mich besonders die unterschiedlichen Verdichtungen heraus. Der Gedanke entstand, dies mit 3D aufzunehmen und am Computer weiter zu bearbeiten. Leider war die Auflösung des Scans nicht hoch genug (Bild unten) und somit sind die Feinheiten des Gewebes im Digitalen verloren gegangen.

Um mit den Verdichtungen im Digitalen weiter zu experimentieren, sind die Ringe oben entstanden. Diese waren auch quer-befruchtet und inspiriert von dem Museumsfund der Wabenspule aus der Radioabteilung.
Ich könnte mir für diese Designs einen direkten Druck in Metall sehr gut vorstellen.

Ein weiterer Museumsfund, der mich lange beschäftigt und begeistert hat, waren die Gesenke der leider noch nicht ganz wieder instand gebrachten Hohlkugelmaschine. Ich habe die Gesenke an der Spindelpresse manuell eingesetzt und somit den Verlauf der Formung der Kugel in den Rohren eingefangen. Auch mit vorher guillochierten Rohren habe ich an den Gesenken experimentiert (links im Bild unten).

Die nächsten zwei Bilder zeigen die daraus entstandenen Schmuckstücke. Auf dem nächsten Bild habe ich die Kollektion mit Ringen ergänzt, welche in Rhino gebaut wurden.

Während ich mich mit den Kugelrohren und deren Umsetzung in konkrete Designs beschäftigte, entstand die Idee, ein Kugelgelenk in die Rohre zu integrieren. Leider hat dies direkt mit den Gesenken nicht funktioniert - es hat aber jedoch Potential, dies noch weiter auszubauen, und das funktionierende Gelenk direkt in Metall zu drucken, z. B.

Parallel habe ich mich dem Guillochieren gewidmet und mich in die schlichte Welle verliebt. Mit dem unteren Test wollte ich sehen, wie sich der Effekt verändert, wenn man ihn nachträglich dreidimensional verbiegt.

Daraus entstanden die im unteren Bild gezeigten Creolen.

Besonders faszinierend fand ich das Guillochieren am Rohr. Da die Weiterverarbeitung des Rohr sich als relativ limitierend herausgestellt hat, entschloss ich mich, passend zu den Thema – bending and blending Realities – Okulare und Umgebungskaleidoskope herzustellen.

Die nächsten drei Bilder zeigen Aufnahmen durch die Messingrohre und eine optische Glaskugel der bereits entstandenen Schmuck- und Teststücke, mit der Handykamera festgehalten.

Bild oben zeigt den Blick durch das Umgebungskaleidoskop, im Visier sind Schmuckstücke aus dem Stipendium.

Die Idee des Kaleidoskopierens habe ich in einer kleinen Serie mit einem ursprünglich hohlgeprägten Siegelring fortgeführt.
Hierzu habe ich den Ring in Rhino nachgebaut und auf unterschiedlichen Achsen gespiegelt. Entstanden sind neue Ring/Objekte und Formen, die in der ursprünglichen Herstellung physikalisch nicht möglich waren. Interessant wäre als nächster Schritt, einen dieser Ringe in Metall 3D hohl zu drucken, somit würde die Herstellung die eigentlichen Eigenschaften des hohlgeprägten leichten Siegelrings in neuer moderner Form wieder aufnehmen.

Das war meine Exkursion durch die im Stipendium entstanden Gedanken und Arbeiten. Die Zeit im Museum war unheimlich inspirierend und ich bin mir sicher, dass ich noch sehr lange davon zehren werde.

Vielen Dank an alle, die das Stipendium unterstützen und möglich machen!

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