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STIPENDIUM IM MUSEUM

Schmiede des Manufakturelle Schmuckgestaltung e. V.

Stipendiat*innen bloggen über ihre Projekte

Für Absolvent*innen des Studiengangs Schmuck der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim vergibt die Pforzheimer Firma C. Hafner seit 2011 regelmäßig ein Stipendium. Die Gewinner*innen arbeiten drei bis sechs Monate lang in der historischen Goldschmiede des Deutschen Technikmuseums in Berlin, um mit den manufakturellen Techniken zeitgenössischen Schmuck in Kleinserien oder Unikate herzustellen. ​

Es geht hierbei um die Vermittlung, Bewahrung und Tradierung der alten Verfahrenstechniken durch junge Schmuckschaffende. Auf diesem Blog werden die Erfahrungen und Ergebnisse der Stipendiat*innen zusammengetragen. 

Schmiede des Manufakturelle Schmuckgestaltung e. V.

Lena Beigel

Anker-Intermezzo: Der Anker und ich und Mir geht ein Licht auf

Stipendiatin 2016

 

 

10.08.2016

1. Teil 

 

Hallo aus Berlin!

Nun bin ich schon fast einen Monat im Museum und habe mich dort ganz gut eingelebt. Anfangs war ich etwas überfordert mit all den Möglichkeiten und den für mich zum Teil neuen Techniken, Maschinen und Geräten. Also war der Plan: Beginne auf der einen Seite und arbeite dich zum anderen Ende der Werkstatt einfach mal durch die Maschinen durch.

Angefangen habe ich mit dem Fallhammer und der Spindelpresse. Das verbuche ich mal unter dem Titel Der Anker und ich. Denn zu Beginn habe ich mir als Form den Anker ausgesucht. Einfach so – weil er mir gefällt.

 

 

Da man nicht nur Metall prägen und pressen kann, bin ich in den Bastelladen gegangen und hab mir diverse Materialien besorgt und unter den Fallhammer gelegt. Gut – dass Plexiglas springen würde, hätte man sich vorher denken können. Aber mit dem Holz hat es dafür dann doch erstaunlich gut funktioniert!

Von diesem Buchbinde-Stoff durchaus angetan, entstanden hieraus auch ein paar Broschen – natürlich mit dem Anker versehen! Der grafische Kreis bildet einen schönen Rahmen, gibt einen guten Kontrast und lässt das Motiv nicht kitschig wirken.

Eigentlich wollte ich mich von der einen Seite auf die andere durcharbeiten. Aber Pläne sind da, um sie über den Haufen zu werfen. Also gleich ans andere Ende zu den Guillochier-Maschinen.

Guillochieren kenne ich schon ein bisschen und es fasziniert mich. Ich habe damit angefangen, Acrylglas zu guillochieren und versuche nun, die mit Mustern versehenen Platten ins rechte Licht zu rücken… die Ideen dafür sprudeln gerade so aus mir heraus und ich teste nun, was geht und was nicht. Hier schon mal ein kleiner Einblick, was da kommen mag….

 

Auch Der Anker und ich geht in die nächste Runde! In dieser Kombination mit dabei: Der Stoff….


 

02.09.2016

2. Teil

Viel los im August! Einerseits waren in der ersten Monatshälfte viele, viele Besucher im Museum aufgrund des doch wechselhaften Wetters und andererseits war hier auch einiges geboten.

Anfang des Monats – die Kinderkofferaktion
 
Da mach ich doch gleich mal mit! Die zwei Buben und ich waren fleißig am Koffer basteln. Meiner ist mit Leinenstoff bezogen und mit dem Anker geprägt. So reiht sich dieser prächtige Koffer wunderbar in die Reihe Der Anker und ich ein.
 
 
Mitte des Monats – Seminar mit Goldschmiedeschüler*innen aus Hanau
 
Natürlich waren die Profis aus Pforzheim wieder mit dabei. Eine Woche lang bekamen die Mädels einen tollen Einblick in die alten Techniken. Und wenn die Profis schon mal da sind, werden auch gleich meine kleinen Problemchen gelöst. So hatte ich beispielsweise immer Ärger mit der Prägung des Ankers in den Stoff. Er riss immer wieder an einigen Stellen auf und ergab unschöne Löcher. Nach einer halben Stunde tüfteln mit Fabian und Walther war das Problem gelöst ????
 
Nun zu dem guillochierten Acrylglas, daraus werden Lampen entstehen. Nach verschiedenen Materialkombinationen und Mustern entstanden die ersten Entwürfe auf dem Papier.
 
 
Im CAD wurden die genauen Maße bestimmt und an die Guillochiermaschinen-bedingten Gegebenheiten größentechnisch angepasst. Das Bauen der einzelnen Halterungen nimmt leider einiges an Zeit in Anspruch.
 
 

Geplant sind bis jetzt 3 Gruppen mit je 3 Lampen – in den Kombinationen Holz-Acryl, Metall-Acryl und Acryl-Acryl.

 

Und zum Abschied aus dem August rein in den September durfte ich noch eine kleine Flugstunde im Flugsimulator absolvieren.


 

03.10.2016

3. Teil

Der Oktober bricht an…

… nur noch einen Monat und dann ist meine Zeit hier im Museum vorbei ????

Mein Lampen-Projekt habe ich fast durch. Von 9 Stück sind augenblicklich 5 1/2 fertig und der Rest in den kommenden Tagen. Die elektrischen Bauteile haben noch ein paar Probleme bereitet. Leider darf man die nicht einfach selbst zusammenklemmen (das zieht einen unendlich langen Rattenschwanz hinter sich, falls man die Stücke später verkaufen will). Deshalb verwende ich jetzt fertige Elemente anstatt der ursprünglich selbst zusammengebauten Fassungen und Kabel, die auch in der kommenden Woche geliefert werden – und dann strahlen die Leuchten endlich!

Das Guilloche-Muster beschränkt sich auf ein Zickzack, mit dem alle Muster erstellt wurden. Metall, Holz und transparentes Acrylglas werden zu den leicht grünlichen bzw. farblosen, guillochierten und gebogenen Flächen kombiniert.

Zwischendrin war auch noch das Stipendiat*innentreffen in Pforzheim bzw. bei der Firma C. Hafner. Es war wirklich schön, die ehemaligen Stipendiat*innen zu treffen und sich auszutauschen.

Die letzten Wochen im Museum möchte ich gerne noch nutzen, um mich mit der Herstellung von eigenen Prägeformen zu beschäftigen. Einerseits durch Gravieren in Stahl und andererseits mit einem speziellen Kunststoff, den mir Fabian empfohlen hat. Mal sehen, ob das was wird und was raus kommt.

Hier noch ein Foto von meinem Ausflug aufs Museumsdach mit Gabi Wohlauf. Abgefahrene Architektur da oben!


 

16.11.2026

4. Teil

Zum Schluss...

noch ein kleines Anker-Intermezzo. Nach Ringen, Broschen und einem Koffer gesellen sich noch kleine Notizbüchlein hinzu. Ähnlich wie beim Koffer habe ich mehrere Anker nebeneinander geprägt. Verwendet wurde hierbei auch wieder das Buchbinderleinen in grau, rot und creme. In der Mitte des Hefts befindet sich eine kleine Besonderheit. Ich war im Museum noch Papierschöpfen. Hierfür habe ich ein Wasserzeichen in Form eines Ankers angefertigt. Nun befindet sich in jedem Heft eine Seite Lena-Spezial-Papier handgeschöpft und mit Ankerwasserzeichen.

   

Das Herstellen neuer Prägeformen gestaltete sich schwieriger als gedacht. Über unterschiedliche Ansätze versuchte ich, neue Formen zum Prägen und Pressen herzustellen.

Ansatz 1: Direkt in Stahl gravieren – klappt, wenn man gut gravieren kann. Für mein Vorhaben – sehr akkurate und graphische Muster – bin ich leider zu ungeübt.

Ansatz 2: Massivprägeformen mit speziellem Gießharz  – Muster in Modellschaumstoff graviert und Positiv/-Negativform im Gießharz abgegossen. Die Massivprägungen funktionieren in Papier, Pappe, Holz und Leder. Leider ist Metall schon zu hart und hinterlässt seine Form eher im Kunststoff als anders herum.

Ansatz 3: Hohlprägeform mit speziellem Giessharz – Stück in Modellbauschaumstoff, dann in Gießharz abgeformt und Positiv-Teil gegossen. Erste Versuche zeigen, dass es funktioniert.

 

Hier noch ein Bild von der kleinen Abschlussausstellung, nach vielen Stunden Arbeit strahlen alle Lampen um die Wette.

Nach vier Monaten im Museum ziehe ich nun weiter, mit vielen guten Eindrücken, Erfahrungen und einer super Zeit, vielen Dank dafür!

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